Kernqualitäten unter Druck

Die in Kapitel 1 beschriebenen Kernqualitäten bilden den Ausgangspunkt und den roten Faden für diese Umweltvision: Eine Stadt mit verschiedenen Stadtteilen, die durch eine Bandstruktur miteinander verbunden sind, eine engagierte Bevölkerung, eine starke Wohn- und Arbeitsidentität und eine einzigartige, hochwertige Landschaft und Natur. Wir sehen, dass diese Qualitäten unter Druck stehen. Verschiedene Probleme und Herausforderungen stehen dem Erleben oder der Weiterentwicklung dieser Kernqualitäten im Weg. In diesem Kapitel gehen wir für jede Kernqualität auf die Herausforderungen und Probleme ein, an denen wir arbeiten müssen, um die Gemeinde Kerkrade wieder zum Blühen zu bringen.

Verschiedene Stadtteile durch eine Bandstruktur verbunden

Online-Shopping hat überall in den Niederlanden zu einem Rückgang der Kundenzahlen in den Geschäften geführt. Das zeigt sich auch in Kerkrade, wo leerstehende Ladenlokale zu einem verwahrlosten Stadtbild führen. Hinzu kommt, dass die Nutzung von Autos stark zugenommen hat. Etwas, worauf insbesondere historische Straßen und Orte nicht vorbereitet sind.

Zeichnungen zu gruppierten Einrichtungen und Parkplätzen oder Plätzen

Verschiedene Stadtteile lebendig halten

In den letzten Jahren wurde vor allem auf die Stärkung des Stadtzentrums gesetzt, wobei die Stadtteile nicht vergessen wurden. Dies hat sich ausgezahlt. Soziale Einrichtungen wie Vie, der Hub und Het Martin Buber sind für die gesamte Stadt von großem Wert und bilden eine gute Grundlage für die weitere Entwicklung. Derzeit schneidet Kerkrade insgesamt gut ab, was das Angebot an Einrichtungen und die Entfernung zu diesen betrifft. Es ist jedoch ein negativer Trend zu beobachten: An immer mehr Orten verschwinden oder verlagern sich Einrichtungen in den Stadtvierteln, wie beispielsweise Supermärkte. Dies führt häufig zu Leerstand. Der Prozentsatz der Ladenleerstände ist mittlerweile relativ hoch im Vergleich zum nationalen Durchschnitt (11,8 % gegenüber 8,3 %). Leerstehende Gebäude werden zu Wohnungen umgebaut. Dies dient zwar Zielen im Bereich der sozialen Sicherheit und des Wohnungsbaus, führt aber auch zu einem immer geringeren Versorgungsniveau. Die Entfernung zu Einrichtungen wird immer größer, und es wird die Chance verpasst, grüne und hochwertige öffentliche Räume in den Stadtvierteln zu schaffen. Darüber hinaus haben wir insbesondere in den Reihenhaussiedlungen festgestellt, dass die Umwandlung in Wohnraum oft zu Zimmerwohnungen führt. Dies ist eine unerwünschte Entwicklung, da es sich hierbei um Wohnungen von schlechter Qualität für benachteiligte Gruppen handelt. Die Gemeinde geht dieses Problem mit dem „Parapluplan stedelijk gebied Kerkrade” (Gesamtplan für das Stadtgebiet Kerkrade) und der Richtlinie „Woningsplitsing Kerkrade” (Wohnungstrennung Kerkrade) an, die die Vermietung neuer Zimmer verbietet.

Alternativen zum Auto

In Kerkrade wird das Auto häufig genutzt. Dies hängt unter anderem mit den großen Höhenunterschieden in der Stadt zusammen. Wir nutzen das Auto für den Weg zur Arbeit, zum Einkaufen und um die Kinder zur Schule zu bringen. Die Dominanz des Autos ist auch im öffentlichen Raum deutlich zu erkennen. Viele Plätze und Wohnstraßen werden als Parkplätze genutzt. Neben der Nutzung des Autos wird in Kerkrade auch viel zu Fuß gegangen. Mehr als 34 % der Wege in Kerkrade werden zu Fuß zurückgelegt. Die Struktur des Verkehrsraums bietet an vielen Stellen wenig Platz für Fußgänger, die Gehwege sind schmal und das Überqueren der Straße ist nicht überall sicher.

Die Fahrradnutzung in Kerkrade ist sehr gering. Mit nur 7 % hat die Gemeinde den niedrigsten Wert in den gesamten Niederlanden. Auf vielen Straßen gibt es wenig Platz für Radfahrer. Bei der Neugestaltung von Straßen wird dies berücksichtigt. So wurden kürzlich Fahrradstraßen angelegt (die Gravenweg in Kerkrade-Noord und die Kaalheidersteenweg in Kerkrade-West).

In den engen, historischen Straßen ist der Autoverkehr für den vorhandenen Platz zu stark geworden.
Einst waren diese Straßen die belebtesten Orte der Gemeinde, doch inzwischen hat diese Lebendigkeit stark abgenommen. Die Verkehrssituation ist unsicher, es gibt wenig Platz für Grünflächen und die Wohnqualität hat sich verschlechtert, wodurch schöne alte Gebäude verfallen. Viele dieser historischen Gebäude haben keinen kulturhistorischen Wert und stehen nicht unter Denkmalschutz, was sie besonders gefährdet macht.

Öffentliche Verkehrsmittel sind vor allem aufgrund der langen Fahrzeiten, der Preise und der Zuverlässigkeit als Alternative nicht attraktiv genug. Auch das Fahrrad ist nicht beliebt. Angesichts der Höhenunterschiede ist das Radfahren ohne Unterstützung sehr anstrengend, die Radwege sind nicht alle sicher oder attraktiv, und die Arbeit oder die Schule sind nicht gut zu erreichen. In der Gruppe der gefährdeten Verkehrsteilnehmer (Fußgänger, Radfahrer, E-Bike- und Mopedfahrer) sind etwa 55 % der Verkehrsunfallopfer zu verzeichnen, was relativ hoch ist. Die Infrastruktur für diese Gruppe muss sicherer werden, um solche Unfälle in Zukunft zu vermeiden. Das Fahrradverleihprogramm bietet Möglichkeiten, das E-Bike einer größeren Gruppe von Menschen zugänglich zu machen. Eine sichere (Fahrrad-)Infrastruktur ist dabei von Bedeutung.

Skizze mit den Fragen „Platz für alle?“ und „Barrieren abbauen“: schmale Straße, Verkehr und Zebrastreifen.

Soziale Strukturen stärken

Kerkrade hat ein starkes Vereinsleben, das in den verschiedenen Stadtvierteln oft ausschlaggebend für die Kultur und Lebendigkeit der Orte ist. Vereine bilden die Grundlage für eine gute soziale Struktur. Aber auch hier ist der Druck zu spüren. Es ist ein Trend zu beobachten, der sich in einem Rückgang der Mitgliederzahlen, begrenzten Unterbringungsmöglichkeiten, hohen Energiekosten und Schwierigkeiten bei der Gewinnung neuer Freiwilliger äußert. Sport und Freizeit finden zunehmend informell statt. Das müssen wir räumlich berücksichtigen, aber gleichzeitig trägt ein starkes Vereinsleben auch zur Lebensqualität des Ortes bei.
 

Skizze über architektonische Qualität und Zugangsprobleme für Menschen mit Behinderung aufgrund von Hindernissen und Treppen

Starke Bevölkerung

Kerkrade hat im letzten Jahrhundert einen Bevölkerungszuwachs und -rückgang erlebt. Außerdem gab es viele verschiedene Nationalitäten und Kulturen, von denen viele Familien noch immer in Kerkrade und in der Region Parkstad leben. Derzeit hat Kerkrade mit einer relativ alten Bevölkerungsstruktur und einer starken Überalterung (Zunahme der Zahl der über 65-Jährigen) zu kämpfen, die in zehn Jahren ihren Höhepunkt erreichen wird. Dies erfordert eine andere Gestaltung des öffentlichen Raums, der Wohnungen und der Einrichtungen. Dabei berücksichtigen wir nicht nur die Bedürfnisse älterer Menschen heute, sondern auch die der neuen und voraussichtlich jüngeren Bevölkerung (Zuwanderer) in der Zukunft.

Jenseits des Spitzenwerts der Überalterung

Kerkrade ist hinsichtlich der Alterung der Bevölkerung dem Rest der Niederlande voraus. Betrachtet man einen längeren Zeitspanne , so Zeitspanne der Wendepunkt der Alterung näher, wobei der Höhepunkt voraussichtlich im Jahr 2035 erreicht wird. Ältere Menschen bleiben länger zu Hause wohnen, aber es gibt nur wenige Möglichkeiten für Seniorenwohnungen und Umzüge. Betrachtet man das Alter aus gesundheitlicher Sicht, ergibt sich ein besorgniserregendes Bild. Die Lebenserwartung in Kerkrade liegt unter dem niederländischen oder südlimburgischen Durchschnitt (78,5 Jahre gegenüber 81,5 Jahren). Darüber hinaus beträgt die selbst empfundene Gesundheit im nationalen Durchschnitt 62,4 Jahre und in Kerkrade durchschnittlich nur 53,1 Jahre. Die Bevölkerung von Kerkrade wird weniger alt und leidet viel früher unter gesundheitlichen Beschwerden.

Variation und Ausgewogenheit im Wohnungsangebot

Einige Stadtteile in Kerkrade weisen ein zu einseitiges Wohnungsangebot auf. Dabei kann es sich um überwiegend Miet- oder Kaufwohnungen handeln oder um zu viele Wohnungen im gleichen Segment. Außerdem ist der Anteil an Sozialwohnungen (32 %) und günstigen Mietwohnungen im privaten Sektor (14 %) auffallend hoch. Darüber hinaus gibt es in Kerkrade nach wie vor eine hohe Leerstandsquote bei Wohnungen, nämlich 4,1 %. Um die Lebensqualität aufrechtzuerhalten und den gesamten Raum gut zu nutzen, müssen wir genau prüfen, wie wir Leerstände reduzieren und verhindern können.

Nachhaltigkeit des Bestands

In den Stadtvierteln gibt es große Unterschiede in der Qualität der Wohnungen und des Wohnumfelds. Die Nachhaltigkeit des Wohnungsbestands ist ein wichtiges Thema in der Region Parkstad, da dieser an vielen Stellen veraltet ist. Ein Teil der Einwohner von Kerkrade ist zudem von Energiearmut betroffen. Daher ist es wichtig (und dringend), daran zu arbeiten, Wohnungen energieeffizient zu gestalten, nachhaltige Energie verfügbar zu machen und die Wiederverwendung von Rohstoffen, die bei Abriss/Umstrukturierung freigesetzt werden, intelligent zu prüfen. Die Gemeinden in der Stadtregion Parkstad Limburg haben sich daher zum Ziel gesetzt, bis 2040 energieneutral und bis 2050 vollständig kreislauffähig zu sein.

Zwei Skizzen: links ein Vergleich der Altersstruktur zwischen 2022 und 2050, mit einem Anstieg der über 75-Jährigen und Jugendlichen und einem Rückgang der 45- bis 64-Jährigen; rechts eine Zeichnung zum Thema Hitzestress mit Sonne, Thermometer und dem Text „viel Versiegelung, wenig Schatten”.
Zwei Skizzen: links Vergleich der empfundenen Gesundheit, NL und Kerkrade 68 %; rechts Zahlen zum Übergewicht: 61 % sind übergewichtig, 23 % davon stark, verglichen mit 51 % im Durchschnitt in NL.

Gesunde Nachbarschaften

Nachhaltigkeit und Isolierung sind nicht nur für den Energieverbrauch wichtig, sondern auch, um besser gegen Hitzestress gewappnet zu sein, der in langen Warmperioden immer häufiger auftreten kann. Vor allem kleine Kinder, ältere Menschen und chronisch Kranke sind in solchen Zeiten besonders gefährdet. In weiten Teilen des Stadtzentrums, der Arbeitsgebiete und der Wohngebiete Bleijerheide, Gracht, Heilust, Holz und Spekholzerheide kommt es aufgrund der vielen befestigten Flächen, Bebauung und begrenzten Baumkronenbedeckung bereits jetzt an heißen Sommertagen zu Hitzestress.

Autonomie für Kinder

In den letzten Jahren hat die Bewegungsfreiheit von Kindern in den Niederlanden überall abgenommen. Selbst für den kurzen Weg zur Schule wird immer häufiger das Auto genutzt. Diese „Rücksitzgeneration” verliert dadurch ihre Autonomie und die damit verbundene Erfahrung von Glück. Im östlichen Teil von Kerkrade werden sechs Schulstandorte auf drei Standorte reduziert. Dies bietet Chancen, die Erreichbarkeit für die Jüngsten gut zu regeln. Gleichzeitig kann sich dadurch jedoch die Entfernung zur Schule verlängern. Derzeit liegt die Entfernung zu einer Grundschule in Kerkrade mit durchschnittlich 600 Metern unter dem landesweiten Durchschnitt von 700 Metern. Eine längere Fahrzeit kann zu anderen Mobilitätsentscheidungen führen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass Kerkrade relativ viele „Zielgruppen-Kinder” hat, wobei die Probleme im Gesundheitsbereich bereits bei sehr kleinen Kindern beträchtlich sind. Oft entstehen diese Probleme durch Armut und geringe Grundkompetenzen in der Familie. Zwanzig Prozent der Kinder in Kerkrade wachsen in Familien auf, die an der Armutsgrenze leben. Häufig ist auch eine geringe Lese- und Schreibkompetenz zu beobachten. Diese liegt in Kerkrade bei etwa 25 %. Diese Umstände haben erhebliche Auswirkungen auf ihre Gesundheit, ihre Bildungschancen und ihr soziales Wohlergehen.

Skizze zu Bewegungsrichtlinien und Sport: zwei Sportler mit Prozentangaben: NL treiben Sport, Kerkrade 35 %, dargestellt in Kreisdiagrammen.

Starke Identität als Arbeitnehmer

Kerkrade hat viele Arbeitsplätze zu bieten. Es wird erwartet, dass diese in Zukunft zunehmend auf den Logistiksektor ausgerichtet sein werden. Unternehmen und Arbeitnehmer sind nicht mehr direkt mit der Stadt verbunden. Von Arbeitsplätzen mitten in der Stadt zu Arbeitsgebieten, die den Wohngebieten den Rücken kehren.

Zugänglicher und angenehmer

Die Investitionen in die Infrastruktur, darunter der Buitenring Parkstad (N300), haben zu einer besseren Entwicklung der verschiedenen Gewerbegebiete beigetragen. Die Leerstandsquote von Grundstücken ist stark zurückgegangen, die Umstrukturierung von Gebieten wurde beschleunigt und die Beschäftigung ist gewachsen. Dennoch sind die Gewerbegebiete noch lange nicht „fertig”. Es stehen noch große Aufgaben an, um die Arbeitsstätten qualitativ zu verbessern, mit frei werdenden Flächen an Arbeitsstätten sorgfältig umzugehen und wichtigen Übergängen einen Platz zu geben. Viele Arbeitsgebiete sind derzeit gegenüber der Stadt und dem Umland isoliert. Die Verbindungen zwischen Stadt und Arbeitsgebiet sind begrenzt (insbesondere mit dem Fahrrad, öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Fuß). Und wenn es um Begrünung geht, dann dient diese hauptsächlich dazu, die Arbeitsgebiete von der Stadt abzuschirmen. Während in den Niederlanden 37 % der Menschen mit dem Fahrrad zur Arbeit oder zur Schule fahren, sind es in Kerkrade nur 18 %.

Die Grenzlage hat auch eine Schattenseite. In den abgelegeneren Gebieten gibt es Unterweltaktivitäten und Drogenkriminalität. Kerkrade steht auf Platz 2 der „Unterweltkarte”, einer Unterwelt, die gerne verlassene, ruhige Orte in der Gemeinde nutzt. Es ist notwendig, dass das Gefühl einer „No-Go-Area” bekämpft wird.

Es gibt Möglichkeiten, die Arbeitsbereiche für Arbeitnehmer und Arbeitgeber attraktiver zu gestalten. Diese Möglichkeiten werden auch von der Wirtschaft selbst erkannt, beispielsweise vom Medtech-Sektor (Medlands), der auf seinem eigenen Gelände Platz für attraktive Orte, Einrichtungen und gute und sichere Verbindungen für Fußgänger und Radfahrer zum Bahnhof Eygelshoven bzw. zur Parkstadroute schafft. Auch das Gewerbegebiet Julia liegt relativ nahe am BahnhofMarkt, wo der Dreiländerzug (Lüttich-Maastricht-Heerlen-Aachen) hält.

Arbeitsplätze pro Hektar

Kerkrade hat mit einer steigenden Zahl von Schulabbrechern zu kämpfen, und aufgrund der „Armutsfalle” lohnt es sich manchmal nicht, arbeiten zu gehen; in dieser Situation fehlt der finanzielle Anreiz, Arbeit zu finden. Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist es, noch genauer darüber nachzudenken, welche Art von Wirtschaftstätigkeit einen (kostbaren) Platz in den Arbeitsbereichen erhalten kann. Dabei geht die Gemeinde bereits von dem Grundsatz aus, „viele Arbeitsplätze pro Hektar” zu bevorzugen. Auch die Art der Beschäftigung (niedrig-, mittel- und hochqualifizierte Arbeitsplätze) ist von Bedeutung.

Besondere Aufmerksamkeit kann dabei der Umweltbelastung (Lärmbelästigung und Luftverschmutzung) durch Unternehmen oder den Transport gewidmet werden. Vor allem in Gebieten entlang der Zufahrtsstraßen zu und von den Gewerbegebieten sind die Grundlagen nicht immer in Ordnung.

Skizze mit zwei Themen: links Radfahren zur Schule oder zur Arbeit, NL und Kerkrade 18 % (Kreisdiagramme); rechts Erwerbsbeteiligung, Kerkrade 62,7 % im Vergleich zu NL ,2 %.
Links eine Liniendiagramm mit dem Wachstum der Niederlassungen von 2011 bis 2022, mit einem stärkeren Anstieg ab 2018; rechts eine Skizze eines großen Gebäudes mit LKW und dem Text „3 Arbeitsplätze pro Hektar”.

Raum für die Energiewende schaffen

Netzüberlastung ist ein landesweites Problem, das die Ansiedlung neuer Unternehmen oder sozialer Einrichtungen behindert. Auch in Kerkrade gibt es Netzüberlastung. Neue Unternehmen, aber auch Einrichtungen wie Schulen und Pflegeeinrichtungen müssen manchmal jahrelang auf einen Anschluss an das Stromnetz warten. Es sind Investitionen in das Energienetz erforderlich, die sich auch räumlich auswirken. So wird in den kommenden Jahrzehnten eine Verstärkung des Netzes erforderlich sein. Es werden mindestens 100 kleine Umspannwerke und mindestens 3 Mittelspannungsstationen benötigt, einschließlich einer Erweiterung des Hochspannungswerks Terwinselen. Für die kurze Zeitspanne außerdem Energiezentren in Gewerbegebieten, wie beispielsweise im Gewerbegebiet Dentgenbach, in Betracht gezogen.

Bei der Umstrukturierung von Gewerbegebieten ist es wichtig, unnötige Netzschleifen für den Stromfluss zu vermeiden. Durch den Einsatz gezielter Mittelspannungsringe mit einer zusätzlichen Mittelstation kann an „Energieinseln” gearbeitet werden. Diese Ringe sorgen dann für einen geringeren Platzbedarf im Untergrund.

Der Untergrund im Bild

Bei der Gestaltung der Umgebung betrachten wir oft nur die sichtbaren, oberirdischen Elemente, aber auch der Untergrund muss dabei berücksichtigt werden. Die Basisregistrierung Untergrund (BRO) gibt Einblick in die Raumnutzung des Untergrunds. Er wird immer voller mit Leitungen (Kanalisation), Kabeln (Daten) oder Lagerplätzen (Abfall). Außerdem wird immer mehr Platz für die Energiewende (Wärmenetz und zusätzliche Netzwerkkabel), für den Wohnungsbau oder für die Anpflanzung von Grünflächen benötigt. Die Gemeinde berücksichtigt die Interessen der Kettenpartner wie Enexis, WML und Gasunie, um Konflikte zu vermeiden. Ein Beispiel hierfür ist der Bau eines Wärmenetzes in Verbindung mit den Trinkwasserleitungen.

In Kerkrade gibt es historische und industrielle Minenschächte, außerdem befinden sich in einem Teil von Kerkrade flache Stollen und flache historische und industrielle Abbaustätten. Um diese Schächte herum wurde eine Zone ausgewiesen, in der nach Möglichkeit Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Stabilität des Minenschachts, des Untergrunds und einer neuen Baukonstruktion zu gewährleisten. Ziel ist es, so viele gefundene und erreichbare historische Minenschächte wie möglich nachhaltig zu stabilisieren. Jährlich werden etwa zwei Minenschächte saniert, wobei diese Sanierung voraussichtlich noch 20 Jahre dauern wird. Die möglichen Folgen des ehemaligen Kohlebergbaus wurden in Kategorien von EK1 (relativ hohe Wahrscheinlichkeit des Auftretens), EK2 (relativ durchschnittliche Wahrscheinlichkeit) bis EK3 (relativ geringe Wahrscheinlichkeit) eingeteilt. EK steht für „Einwirkungsklasse”, vergleichbar mit der niederländischen „gevolgklasse” (Folgenklasse). Bei der Erstellung des Umweltplans wird geprüft, welche zusätzlichen Vorschriften pro Kategorie erforderlich sind.

Einzigartige, hochwertige Natur

Die Natur in Kerkrade leistet einen wertvollen Beitrag zur Wohn- und Lebensqualität der Gemeinde. Leider stellen wir fest, dass aufgrund von Trends wie dem Klimawandel und dem Raudruck durch die „
” (die Stadt, die sich ausdehnt) städtische Funktionen die Erhaltung der Außengebiete nicht selbstverständlich ist. Darüber hinaus ist die Natur innerhalb des Stadtgebiets nicht in gleichem Maße vorhanden. Es gibt eine ziemlich harte Grenze zwischen Rot und Grün.

Links eine Skizze von fragmentierten Grünflächen entlang von Straßen und einem zusammenhängenden Grünstreifen; rechts eine Zeichnung von Ausblicken oder „Vistas“ zwischen Gebäuden, mit einer Person, die auf eine offene Landschaft blickt.

Die Natur zurückbringen und verbinden

Die Landschaft wirkt manchmal weiter entfernt, als sie tatsächlich ist. Die Landschaften sind durch dazwischenliegende Bebauungen und Straßen fragmentiert. Bach- und Trockentäler sind im Laufe der Zeit versteinert und in das bebaute Gebiet integriert worden. Das schränkt die Artenvielfalt (Tiere und Pflanzen) ein, wirkt sich aber auch einschränkend auf Freizeit und Tourismus aus. Nicht alle Einwohner wissen, dass die Gemeinde über einzigartige Landschaften verfügt. Der Bau der Parkstadroute für Radfahrer und eines Knotenpunktnetzes für Wanderer bieten hier Chancen. Diese Routen ermöglichen es noch besser, sowohl die Grünflächen als auch das touristische Angebot in der Region Parkstad und über die Grenze hinweg, aber auch in Kerkrade selbst miteinander zu verbinden. Eine weitere Chance ist das Angebot von Ausblicken auf die Bachtäler. Viele dieser Aussichten sind inzwischen bebaut, sodass die Aussicht an vielen Stellen verschwunden ist. Möglicherweise kann hier und da wieder Platz geschaffen werden, um die Umgebung vom höher gelegenen Plateau aus zu erleben.

Raumdruck

Nur ein Drittel der Fläche der Gemeinde ist Außengebiet. Daher wurde in der aktuellen Politik bereits beschlossen, keine neuen roten (städtischen) Entwicklungen in den Außengebieten zuzulassen. Der Raumdruck auf diese Gebiete bleibt jedoch bestehen und wird weiter zunehmen. Dies gilt umso mehr, als die Region Parkstad und die Gemeinde nach einer Phase der Umstrukturierung nun wieder verstärkt nach Wachstumsmöglichkeiten suchen. Und selbst wenn die Fläche selbst intakt bleibt, bringen zusätzliche Einwohner und Besucher auch zusätzlichen Freizeitdruck mit sich. An verschiedenen Stellen ist die Natur, beispielsweise in Quellgebieten und Hangwäldern, empfindlich, und der Schutz wildlebender Pflanzen und Tiere hat oberste Priorität. Bei der Anlage von Wanderwegen muss dies berücksichtigt werden.

Hochwasserrisiko

Die Folgen des Klimawandels werden immer sichtbarer. Wir haben immer häufiger mit extremen Wetterbedingungen zu kämpfen. Die Ökosysteme müssen besser darauf vorbereitet sein. Derzeit sind vor allem die Hangwälder gefährdet. Sie sind nicht widerstandsfähig gegen starke Schwankungen des Grundwasserspiegels aufgrund trockenerer Perioden. Auch der Worm ist anfällig für Überschwemmungen. Dieser Grenzfluss leitet
viel Wasser aus dem Stadtgebiet von Aachen ab. Bei starken Regenfällen füllt sich die Worm schnell und es kommt zu Problemen an den Stellen, an denen der Anselderbeek nicht mehr in die Worm abfließen kann – wie beispielsweise bei Eygelshoven. Der Stausee Cranenweyer ist für die Wasserwirtschaft dort ein entscheidendes Bindeglied.

Skizze von tief gelegenen Gebieten: oberhalb von Gebäuden und Pfeilen, die den Wasserabfluss anzeigen, darunter eine Kirche und eine Person an einer Wasserlache mit einem Warnschild und dem Text „tief gelegene Gebiete”.

Einzigartiger Umgang mit Regenwasser

Die Lage des Wohngebiets auf den höher gelegenen Plateaus mit Bachtälern und teilweise großen Höhenunterschieden bietet viele Möglichkeiten, das Regenwasser vom Abwasserkanal zu trennen. Dabei wird die bevorzugte Reihenfolge der Wasserbewirtschaftung (Qualität und Quantität) angewendet. Für die Wasserqualität: sauber halten, trennen und reinigen, und für die Wasserquantität: Wasser wiederverwenden, zurückhalten (versickern lassen), speichern und ableiten.
Das Regenwasser fließt daher an verschiedenen Stellen auf natürliche Weise in die tiefer gelegenen Auffangbecken und schließlich in die Bäche. Ein für die Niederlande einzigartiges System. Aufgrund extremerer Wetterbedingungen infolge des Klimawandels sind zusätzliche Maßnahmen erforderlich. Damit das System auch in Zukunft gut funktioniert, muss das Regenwasser länger auf den Plateaus zurückgehalten werden, die zum Großteil bebaut und befestigt sind. Im besten Fall muss jeder Regentropfen in den Boden eindringen können.

Skizze von verstecktem Grün: ein von Gebäuden umgebener Innenhof mit Bäumen, zwei Personen im Freien und einem Fragezeichen, Text „verstecktes Grün”

Karten Chancen und Engpässe

Zentrumsgebiete

Eine Karte von Kerkrade, auf der verschiedene Chancen und Probleme für Innenstadtgebiete handschriftlich vermerkt sind.

Wohngebiete

Eine Karte von Kerkrade mit handschriftlich notierten Chancen und Problemen für Wohngebiete

Arbeitsbereiche

Eine Karte von Kerkrade mit handschriftlich notierten Chancen und Problemen für Arbeitsbereiche

Außenbereich

Eine Karte von Kerkrade mit handschriftlichen Notizen zu Chancen und Problemen für den Außenbereich

Textversionen Karten Chancen und Engpässe

Zentrumsgebiete

Eine Karte von Kerkrade, auf der neben dem Zentrum von Kerkrade verschiedene andere Zentrumsbereiche markiert sind:

  • Zentrum Eygelshoven
  • Rolduckerveld
  • Maria-Goretti-Platz
  • Dr. Ackensplatz
  • Sportpark Kaalheide
  • Terwinselen
  • Carboonplein
  • Rodaboulevard

Im Allgemeinen gibt es eine Skizze der aktuellen Situation, in der man sich von den verschiedenen Zentrumsgebieten zum Stadtzentrum bewegt, sowie eine Skizze der gewünschten Situation, in der die verschiedenen Zentren miteinander verbunden sind, mit dem Hinweis: mehr Einsatz für die Nachbarschaftszentren, um die Nähe zu stärken. 

Zu jedem Zentrumsbereich gibt es Anmerkungen: 

  • Im Zentrum von Eygelshoven steht geschrieben: „Hier ist das Auto zu Gast“ und „Weihnachtsräder auch mit Programm ausfüllen und in das Nachbarschaftszentrum einbeziehen“.
  • Bei der Sint Pieterstraat steht geschrieben: „Manchmal zu wenig Unterstützung, Einzelhandel ist wichtiger als Wohnen oder andere Funktionen. Maßarbeit!“
  • Bei Rolduckerveld steht geschrieben: „Neuen Schulstandort strategisch wählen, in der Nähe anderer Einrichtungen“.
  • Am Maria-Goretti-Platz steht geschrieben: „Ein Netzwerk aus Nachbarschaftszentren und Verbindungswegen, mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger“.
  • An der Grenze zu Deutschland steht geschrieben: „Wie gehen wir mit Preisunterschieden über die Grenze hinweg um?“
  • Bei Terwinselen steht geschrieben: „Wie erhalten wir hier die Grundversorgung?“
  • Beim Sportpark Kaalheide steht geschrieben: „Ein neues Nachbarschaftszentrum?“
  • Am Carboonplein steht geschrieben: „Parken intelligenter lösen?“
  • Am Rodaboulevard steht geschrieben: „Großflächiger Einzelhandel und Gastronomie, in der Nachbarschaft muss ein anderes Profil entstehen, Qualität!“